In unserer Umgangssprache steht Mobilität für Verkehr: Wir denken an Autos, an vollgestopfte Straßen, vielleicht auch an öffentliche Verkehrsmittel. Dabei ist Verkehr eigentlich nur das Mittel zum Zweck: Wir haben Bedürfnisse und auf der Suche nach Lösungen sind wir darauf angewiesen, unsere Orte zu wechseln, uns wegzubewegen oder zurückzukehren. Die Infrastruktur, die wir brauchen, ist dabei ständig im Wandel. Konnektivität und technische Innovation sind dabei (vielleicht im wahrsten Sinne) Motoren der Mobilität. Aber was bedeutet das konkret? Mobilitätsprofile sind individuell und so entwickeln sich auch manche Mobilitätskonzepte einerseits hin zu stärkerer Individualisierung, andererseits wird angestrebt, den Individualverkehr möglichst gering zu halten. Hier sind nicht nur Städteplaner:innen gefragt sondern ebenso Tech-Creatives, die gemeinsam unsere Art uns fortzubewegen revolutionieren: durch Apps, Plattformen und die Intelligenz autonomer Systeme. Shared Mobility, Ride-Hailing und Mobility on Demand werden zu Schlagwörtern für Mobilitätsdienstleister:innen, die sich insbesondere den verstärkten Datenaustausch in Bezug auf unsere zunehmend intermodale Fortbewegung zunutze machen können. Mithilfe plattformgesteuerter „Mobility as a Service“ sind es nur wenige Klicks von Buchung über Durchführung bis Abrechnung. Sind Infrastruktur, Verkehrsteilnehmer:innen und Fahrzeuge vernetzt, können Bewegungsdaten aufeinander abgestimmt werden, hin zu verbesserter Routen- und Reiseplanung und bedarfsabhängiger Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln.
Autonomes Fahren
Intelligente Navigations- und Fahrzeugsysteme wirken nicht nur auf Mobilitätsdienstleistungen oder den öffentlichen Nahverkehr, sondern auch auf Privatfahrzeuge, auf Straßen, Parkplätze und Ladeinfrastrukturen. Was sind die Voraussetzungen für diese Entwicklung und welche digitale Infrastruktur brauchen wir, neben 5G als Standard digitaler Vernetzung? Wie gestalten wir Smart Mobility gerecht für alle – und nicht nur für die, die eh schon vernetzt sind? Welche Regeln brauchen wir in Zukunft, damit wir sicher und effizient von A nach B kommen? Klar ist vor allem eines, und zwar das Ziel: Der Verkehrsfluss soll optimiert werden, damit Staus, Pannen und Unfallrisiken frühzeitig ermittelt, und im besten Fall vermieden werden können. Welche Rolle kann autonomes Fahren bei dieser Entwicklung spielen? Und wie verändern sich mobile Präventionsstrategien, wenn der Mensch als Risikofaktor entfällt? Ist diese Mobilität tatsächlich das, was wir wollen, wenn wir selbst zu passiven Teilnehmer:innen werden? Manch einer:m von uns klingen da vielleicht noch die Verse von Erich Kästner in den Ohren. In seinem Gedicht „Im Auto über Land“ beschreibt der Autor und Dichter einen Sonntagsausflug. Das Auto wird Teil eines Lebensgefühls:
An besonders schönen Tagen
ist der Himmel sozusagen
wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen
weißen, zart getuschten Zeichen,
wie wir sie auf Schalen sahn.
Alle Welt fühlt sich gehoben,
blinzelt glücklich schräg nach oben
und bewundert die Natur.
Vater ruft, direkt verwegen:
"‘n Wetter, glatt zum Eierlegen!"
(Na, er renommiert wohl nur.)
Tante Paula wird es schlecht.
Doch die übrige Verwandtschaft
blickt begeistert in die Landschaft.
Und der Landschaft ist es recht.
Dass das Auto häufig für Unabhängigkeit und Freiheit steht, stellt Mobilitätsgewohnheiten und -kulturen vor Herausforderungen im Umdenken. Elon Musk ist sich unterdessen sicher: „In 20 Jahren wird sich der Besitz eines Autos, das nicht autonom fährt, anfühlen wie heute der Besitz eines Pferdes.“ Das nicht-selbstfahrende Auto als ein Relikt der Vergangenheit — nice to have, aber zu retro für das richtige Leben? Unterdessen drehen sich die drängendsten Fragen zum Thema autonomes Fahren derzeit um Sicherheitsaspekte: Sind wir wirklich bereit, unser Leben in die Hand einer durch Satelliten koordinierten Maschine zu geben und dabei einfach entspannt aus dem Fenster zu schauen? Menschen machen Fehler, aber wie lässt sich die Frage nach der Verantwortung lösen, wenn wir Technik für Unfälle zur Rechenschaft ziehen müssen?
Mobilität und Digitalisierung
Und schließlich kommt ein weiterer wesentlicher Punkt zum Thema Sicherheit und digitale Mobilität dazu, und zwar nicht nur im physischen Sinne: Gerade mit Blick auf Datensicherheit werden kritische Stimmen laut. Verlieren wir durch vernetzte Mobilität unsere Informationshoheit? Tatsächlich kann die Verfügbarkeit von Daten uns zu gläsernen Bürger:innen machen und insbesondere Bewegungsdaten gehören zu den sensibelsten Informationen, die es über uns gibt. Datensicherheit müsste daher bei jeglichen Mobilitätsinnovationen nicht nur als Qualitätskriterium zu betrachten sein, sondern als Mindestanforderung. Auf der anderen Seite bieten Mobilität und Digitalisierung im Zusammenspiel die Chance auf mehr Nachhaltigkeit. Wie kann das – alles zusammen – in der Praxis aussehen?
Die Expert:innen bei 20blue betrachten digitale Mobilität als Querschnittfunktion mitten im Leben: nutzer:innenorientiert, gesellschaftlich relevant und mit Blick auf den Handlungsspielraum von Entscheider:innen.