Behind the Scenes:
Die Köpfe hinter dem Whitepaper

20blue, 03.11.2020

Interdisziplinäres Arbeiten in Reinform – das steckt hinter der Erstellung unseres Whitepapers „AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien“. Für die Recherche haben sich Kerstin Hermuth-Kleinschmidt, ihrerseits Chemikerin, und Gunter Heinickel, Sozialwissenschaftler, zusammengetan. Eine kooperative Arbeit, die auch Herausforderungen beinhaltet – nicht nur auf fachlicher Ebene. Ein Blick hinter die Kulissen.

Für die Recherche an dem Whitepaper „AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien“ haben sich Kerstin Hermuth-Kleinschmidt, ihrerseits Chemikerin, und Gunter Heinickel, Sozialwissenschaftler, zusammengetan. Herausgekommen ist ein umfassendes Dokument, das die Frage nach der nachhaltigsten Verpackung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und beantwortet. Eine kooperative Arbeit, die auch Herausforderungen beinhaltet – nicht nur auf fachlicher Ebene. Wie also ist das Whitepaper entstanden?

Kerstin Hermuth-Kleinschmidt hat sich nach ihrem Chemiestudium auf Biochemie spezialisiert und in der Mikrobiologie in Freiburg im Breisgau promoviert. Auf ihrem Weg über Frankreich, das Elsass und wieder zurück nach Freiburg rückte für sie zunehmend das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus: „Im Laborbereich und Forschungsbereich werden unheimlich viele Ressourcen verbraucht.” Inwiefern?

Von der Wissenschaft in die Praxis

“Ein Laborgebäude braucht drei- bis fünfmal mehr Energie als ein normales Bürogebäude. Viele biologische Proben werden bei -80°C in Tiefkühlschränken gelagert. Ein einziger Tiefkühlschrank verbraucht im Schnitt soviel Energie wie ein Einfamilienhaus - und in einem Forschungsgebäude gibt es eine Vielzahl solcher Geräte. 5,5 Millionen Tonnen Plastik sind 2014 in Laboren angefallen - das entspricht der Masse von 67 Kreuzfahrtschiffen. Forscher:innen können das zum Teil ändern, brauchen aber auch Unternehmen, die entsprechende Lösungen, wie energieeffizientere Geräte entwickeln. Am Ende geht es nur gemeinsam.” Gerade das Thema Nachhaltigkeit bringe unheimlich viele Disziplinen zusammen. Das sieht sie auch im Begleitstudium Nachhaltige Entwicklung, in dem sie als Dozentin am Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaften (ZAK) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Studierenden aus verschiedensten Fachbereichen zu tun hat. Man müsse den Themenkomplex von der naturwissenschaftlichen, ökonomischen und auch von der sozialwissenschaftlichen Seite sehen. Dabei zeichnet das für Chemiker:innen typische Auge für Details ihre Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit in diesem Whitepaper aus.

Um den sozialwissenschaftlichen Blick erweiterte Gunter Heinickel die gemeinsame Recherche: Als Historiker mit akademischen Stationen in Freiburg im Breisgau, an der Technischen Universität in Berlin, an der London School of Economics in Großbritannien und am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz interessiert ihn vor allem das große Ganze: „Mit einer historischen Perspektive über Zeit und Raum haben wir eine empirische Grundlage, denn durch Ereignisse und Sachverhalte haben wir Vergleichsmöglichkeiten. Wir können feststellen, dass nicht alles so neu ist, wie wir denken. Nachhaltigkeit hat eine große Geschichte und geht zurück bis ins siebzehnte Jahrhundert.“ Aus dieser Geschichte ließe sich lernen, sagt Heinickel, wie der Begriff heute verwendet und verstanden werde – und welche Kontroversen daher eine Rolle spielten.

Eine Frage der Abwägung

Das gemeinsame Whitepaper „AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien“ von Hermuth-Kleinschmidt und Heinickel bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Rundum- und Detailblick. Eine kooperative Herausforderung?

„Gewisse Fachblindheiten gibt es immer“, sagt Heinickel. „In der Öffentlichkeit werden Disziplinen gerne mal polemisch gegeneinander ausgespielt.“ Grund dafür sei auch der zunehmende Zwang der Wissenschaften, Gelder einzufahren. Das treibe die Konkurrenz, Technokratisierung und Hyperspezialisierung. Und das entferne sich in einigen Fällen zunehmend vom gesellschaftlichen Verständnis für die Wissenschaft. Chemikerin Hermuth-Kleinschmidt sieht das ähnlich: „Am Beispiel Corona erfahren wir ganz deutlich, wie Wissenschaft funktioniert: Ergebnisse werden revidiert, neu gesehen, anders gesehen und es kommen ständig neue Erkenntnisse dazu. Vielleicht ist die Wissenschaft in dieser Hinsicht zulange versteckt gewesen und nun plötzlich der Kritik ausgesetzt: Wie kann das sein, dass ihr heute was anderes sagt als gestern? Diese Art zu Arbeiten muss man sehr klar kommunizieren, vor allem gesellschaftlich.“ Auch da bringe es immense Vorteile, stärker auf Interdisziplinarität zu setzen, so Hermuth-Kleinschmidt. Denn: Komplexität habe viele Perspektiven.

Das Thema Nachhaltigkeit und Verpackungsmaterialien ist da keine Ausnahme. „Wer eine nachhaltige Verpackung sucht, wird sehen: Es gibt keine einfache Lösung. Viele Faktoren und Beschränkungen spielen eine Rolle“, sagt Hermuth-Kleinschmidt. „Am Ende ist es eine Frage der Abwägung. Auch bei der Ökobilanz! Darüber muss man sich im Klaren sein.“ In der Öffentlichkeit werde das oft nicht gesehen. Beispielsweise stehe die Bioabbaubarkeit von Verpackungen im Fokus, wenn es vielmehr darum gehen sollte, Materialien im Kreislauf zu halten.

„Praktiker:innen sehen da teilweise verschenkte Potentiale“, sagt Heinickel. „Das macht Frust, aber unser Paper kann hoffentlich helfen, hier Erkenntnisse zu kommunizieren.“

AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien

Die dritte Auflage unseres Research Papers AUSGEPACKT: Mythencheck nachhaltige Verpackungsmaterialien ist erschienen.

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